Teufel

Diese Nacht werde ich wach. An der Wand ist nur schemenhaft eine Gestalt zu erkennen. „Willst du das ewige Leben,“ höre ich sie fragen. Mir fährt es eiskalt über den Rücken, welch` eine Frage. Ewig leben, wer würde bei diesem Satz nicht ins Grübeln kommen. Noch bevor ich diesen Gedanken richtig beendet habe, willige ich ein. Gleich welchen Preis auch immer ich dafür zu zahlen habe, nichts kann so wertvoll sein, wie die Ewigkeit. „Gut, so sei es,“ sagt die Gestalt und tritt in das fahle Mondlicht. Was für eine Fratze, nicht einmal ein Bild von Picasso könnte einen Menschen so entstellen. Er kommt leicht hinkend auf mich zu, „du mußt nur noch diesen Vertrag unterschreiben, damit unser Deal auch gilt.“ Ich will gerade nach dem Kugelschreiber auf dem Nachttisch greifen, da beginnt er zu lachen. Ein Lachen, das ganze Häuser weit noch zu hören sein muß, doch niemand wird davon wach.

„Du Dummerchen, glaubst du etwa dies ist ein einfacher Vertrag, hier wird mit deinem Blut unterschrieben.
Ich möchte doch nicht, daß du hinterher, wenn die Nacht gegangen ist Alles nur für einen Traum hältst.“

Schon hat er ein scharfes Messer in der Hand und hält es mir vor das Gesicht. „Gib mir deine Hand.“ Ich strecke etwas zitternd meine linke Hand vor und wie in Windeseile macht er mit dem Messer in meinen Zeigefinger einen kleinen Schnitt. Kaum bemerkt hängt ein großer Tropfen des roten Lebenssaftes an meinem Finger. Er nimmt seine mitgebrachte Feder und taucht sie in den Tropfen.

„Jetzt kannst du unterschreiben, dann gilt erst der Vertrag.“

Einen Moment zögere ich, was, wenn dies alles kein Traum ist, was wenn es wirklich geschieht? Diese Gedanken wird wohl erst der nächste Morgen beantworten. Der Morgen graut, die Sonne beginnt ihre Bahn, so wie jeden Tag. Ich liege verschlafen in meinem Bett. Was hatte ich denn diese Nacht für einen schrecklichen Traum. Meine Gedanken lassen meine linke Hand wie von selbst unter der Bettdecke hervorkommen.

Das kann nicht sein, das ist einfach nicht möglich, ich habe doch nur geträumt. An meinem Zeigefinger ist ein kleiner, kaum sichtbarer Ritz, um den herum sich schon etwas Schorf gebildet hat. Sollte ich wirklich . . . habe ich diesen Vertrag unterschrieben? Mir wird schlecht, ich gehe ins Bad und sehe in den Spiegel. Ein Spiegelbild habe ich noch, ach ja, das war ja auch eigentlich die Geschichte mit den Vampiren, dennoch wird mir nicht besser. Wie bekomme ich jetzt am schnellsten heraus, ob das Alles nicht doch nur ein böser Traum war? Das ewige Leben hatte er gefragt, also müßte ich ja ab heute unsterblich sein. Eine Tatsache, die sich leicht überprüfen läßt. Wir wohnen hier doch im zehnten Stock, wenn ich aus dem Fenster springe, müßte ich nach dem Aufprall einfach aufstehen können, so als wäre nicht passiert. Ich öffne das Fenster. Ganz schön hoch hier, ich beuge mich weit hinaus, soll ich oder soll ich nicht? Aber schließlich habe ich ja einen Deal mit dem Teufel persönlich. Ich springe hinunter, es ist ein harter Aufschlag. Wie ein Vorhang läuft vor meinen Augen das rote Blut über mein Gesicht. Das kann doch nicht sein?!

Er hatte mir doch das ewige Leben versprochen und mich den Vertrag unterschreiben lassen. Mein Leben beginnt wie mit Lichtgeschwindigkeit an mir vorüber zu ziehen. Was stand da alles im Vertrag, und auf der Rückseite?   . . . nicht bei Selbstmord.

Er hat mich gelinkt, der Teufel hat mich gelinkt! Ich schreie auf, sehe auf einmal einen Tisch und vor mir liegt mein altes Hemd. „Na, mein Junge, hast du dich wieder einmal mit der Nadel beim Knopfannähen gestochen?“, fragt mich meine Mutter.

Und die Moral von der Geschichte!  

Man sollte immer das Kleingedruckte in Verträgen lesen und vor allem nicht auf den Teufel hören.

Schöne Worte allein genügen nicht, denn er verspricht nur, er muß es ja nicht halten.